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zurück Kinderhaus am Mondsteinweg      Zirkonstraße 60       33739 Bielefeld      Telefon 05206/2817   Fax 05206/969009
In einer Zeit, in der Kindergärten immer mehr verschult werden und die motorische, soziale, emotionale und personale Entwicklung vernachlässigt wird, da die kognitive und die Sprachförderung im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit stehen, ist ein Buch wie das von Gabriele Pohl ein Lichtblick: Die Autorin verdeutlicht, wie wichtig das freie Spiel für Kinder ist und welche Chancen der Entwicklung und des Lernens in ihm liegen. Da in Kindertageseinrichtungen zunehmend Förderprogramme durchgezogen werden und das Spiel als "Zeitvertreib" oder "Lückenfüller" abqualifiziert würde, müsste Kindern zumindest in ihren Familien die Muße zum Spielen gegeben werden. Pohl befasst sich in ihrem Buch zunächst mit der heutigen Bedingungen des Aufwachsens von Kindern, die häufig zu Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Störungen, Haltungsschäden, schlecht ausgeprägter Grob- und Feinmotorik, Übergewicht oder Entwicklungsverzögerungen führen würden. "Echte" Kindheit würde immer mehr verschwinden, und die Bedürfnisse von (Klein-)Kindern würden immer weniger berücksichtigt. Dann verdeutlicht Pohl, was ein Kind für seine Entwicklung braucht und wie es lernt. Es folgen allgemeine Betrachtungen zum Spiel (mit Verweis auf Schiller, Huizinga, Scheuerl, Erikson und Freud): Dieses sei für die Lebensbewältigung unverzichtbar: "Das bedeutet, nichts kann das Spiel für Kinder ersetzen, damit sie ihre Eindrücke verarbeiten können. Im Spiel aber können sie ihre Gefühle in Bilder bringen, dadurch verschaffen sie sich innere Klarheit und Distanz. Daran wird noch einmal deutlich, wie sehr das Spiel für Kinder nötig ist, um krankmachende Einflüsse im kindlichen Leben zu vermeiden" (S. 31). Im Spiel werden aber auch alle Fähigkeiten zur Entfaltung gebracht, werden (Lern-) Erfahrungen mit allen Sinnen gemacht, werden die Welt und das eigene Ich entdeckt, sind Selbsttätigkeit und selbstbestimmte Eigenaktivität möglich, werden Fantasie und Kreativität entwickelt, wird mit verschiedenen (Erwachsenen-) Rollen experimentiert u.v.a.m. Ja, das Spiel kann sogar therapeutisch wirken! Anschließend befasst sich Pohl mit dem Spielzeug und arbeitet Qualitätskriterien heraus. Insbesondere geht es um Plüschtiere (als Tröster, Spielgefährte...) und Puppen (als Abbild des Menschen, zum Liebhaben, als Symbol des Erwachsenen...) im Vergleich zu Barbie und den Power Rangers (Karikatur des Weiblichen bzw. Männlichen, Konsumobjekte...). Es folgen kritische Äußerungen über den Medienkonsum mit seinen Erfahrungen "aus zweiter Hand". Pohl behandelt auch die "Schatzkiste unterm Bett", die Notwendigkeit von "Geheimnissen", die in unfertigen Materialien liegenden Spielanregungen, das "Haus-Bauen" (im Kinderzimmer, im Garten, als Baumhaus), das Draußen- Spielen (insbesondere in Verbindung mit Bewegung und Naturerfahrung) sowie Aktivitäten mit anderen Kindern auf der Straße oder in Hinterhöfen. Dann befasst sie sich mit verschiedenen Formen von Regel- und Rollenspielen (einschließlich des Theaterspiels). Anschließend gibt sie Eltern Tipps, wie sie für eine entwicklungsfördernde Umgebung sorgen können und welche Spielmaterialien sie ihren Kindern in den ersten sieben bzw. zwölf Lebensjahren zur Verfügung stehen sollten. Aber auch die Großeltern können ihren Enkeln viel schenken - vor allem Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Mit folgenden bedenkenswerten Worten endet das Buch von Gabriele Pohl: "Ich möchte die Freude der Kinder am fantasiegetragenen, kreativen Spiel, das meist den Einsatz sowohl ihres ganzen Körpers als auch aller ihrer Sinne und ihrer differenzierten Gefühlswelt braucht, gewürdigt wissen, ebenso wie ich die lebensnotwendige Verarbeitung der Tag für Tag auf sie einstürmenden Eindrücke durch das Spiel wieder ins Bewusstsein rücken möchte. Wenn Eltern zufrieden dem zeitvergessenden, konzentrierten Spiel ihrer Kinder ohne schlechtes Gewissen zusehen, weil sie wissen, dass diese ihre Zeit gar nicht besser verbringen können und damit im Wesentlichen alles tun, was ihnen für ihre Entwicklung förderlich ist und sie darauf vorbereitet, auch noch im Erwachsenenleben Erfüllung zu finden, so ist dieses Ziel erfüllt" (S. 127 f.). Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Martin R. Textor (Kindergarten-Handbuch Online)
Gabriele Pohl Kindheit - aufs Spiel gesetzt
Buchtitel "Kindheit aufs Spiel gesetzt" Manfred Spitzer Lernen - Gehirforschung und die Schule des Lebens Lernen findet im Kopf statt. Was der Magen für die Verdauung, die Beine für die Bewegung oder die Augen für das Sehen sind, das ist das Gehirn für das Lernen. Daher sind die Ergebnisse der Gehirnforschung für das Lernen so wichtig wie die Astrophysik für die Raumfahrt. Manfred Spitzer, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, Professor für Medizin, Diplompsychologe und promovierter Philosoph hat - angeregt durch seine Erfahrungen im Baden-Württembergischen Bildungsrat und als Experte bei einer Anhörung zur PISA-Studie im Bundesrat - dieses Buch für einen breiten Leserkreis von Menschen geschrieben, die mit Lernen und Lernenden zu tun haben: Eltern, Lehrer, Schüler, Bildungspolitiker und alle, der seine Lernmaschine im Kopf verstehen und einsetzen möchte. Spitzers Buch ist ein Plädoyer gegen Vorurteile: "Schüler sind nicht dumm, Lehrer sind nicht faul und unsere Schulen sind nicht kaputt. Aber irgendetwas stimmt nicht." Träumen wir nicht alle immer noch vom Nürnberger Trichter, der uns Lernen ohne Mühe verheißt, uns alles eintrichtert, was wir hören? Aber was wäre, wenn unser Gehirn tatsächlich alles so aufnehmen würde wie der Nürnberger Trichter, wenn auch aller Unsinn, den wir hören, gelernt würde? Was wäre, wenn wir Fremdsprachen im hohen Alter so leicht lernen würden, wie wir als Kinder die Muttersprache lernen? Und warum ist es gar nicht zu bewerkstelligen, Lernen aus dem Leben zu verbannen? Und wenn Lernen unvermeidlich ist, gibt es dann so etwas wie eine Gebrauchsanleitung zur Lernmaschine in unserem Kopf? Spitzers Buch kann als Ansatz dazu gelesen werden. Christine Merz und Hartmut W. Schmidt Lernschritte ins Leben: Enwicklungspsychologische Stationen in Bildern Wunderschöne Photos, leicht verständliche und aufschlussreiche Texte begleiten das Aufwachsen von 0- bis 3-Jährigen und dokumentieren so ihre wesentlichen Entwicklungsschritte. Es ist ein sehr lebendiges „Lehrbuch" für alle, die mit jungen Kindern zu tun haben. Gerald Hüther Was Kinder brauchen -  Neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung Neueste Studien zeigen: Kindergehirne sind formbarer - und deshalb auch verformbarer - als man noch bis vor wenigen Jahren geglaubt hatte. Keine andere Spezies kommt mit einem derart lernfähigen und gestaltbaren Gehirn zur Welt wie der Mensch. Und bei keiner anderen Art ist die Hirnentwicklung in solch hohem Ausmaß von der emotionalen, sozialen und intellektuellen Kompetenz der erwachsenen Bezugspersonen abhängig wie beim Menschen. Der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther zeigt hier, was Erwachsene beachten sollten, um Kinder optimal zu fördern. Denn um hochkomplexe Verschaltungen im Gehirn ausbilden zu können, müssen Kinder möglichst viele und möglichst unterschiedliche Erfahrungen machen. Dazu brauchen sie vielfältige stimulierende, ihre emotionalen Zentren aktivierende Angebote und Herausforderungen. Unter dem einfühlsamen Schutz und der kompetenten Anleitung durch erwachsene »Vorbilder« können Kinder vielfältige Gestaltungsangebote kreativ nutzen - und so ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten erkennen und weiterentwickeln. Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie, leitet die neurobiologische Forschungsabteilung an der Universitätsklinik Göttingen. Er ist Autor mehrerer bekannter Sachbücher (Biologie der Angst, Evolution der Liebe, Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn).  2 DVDs, Gesamtspieldauer ca. 6 j Stunden; Originalaufzeichnung eines Seminars in Zürich, Juli 2006 und eines Vortrages in Idstein, Oktober 2006
Bücherliste
Gabriele Pohl Kindheit - aufs Spiel gesetzt Manfred Spitzer Lernen - Gehirforschung und die Schule des Lebens Christine Merz und Hartmut W. Schmidt Lernschritte ins Leben: Enwicklungspsychologische Stationen  in Bildern Gerald Hüther Was Kinder brauchen -  Neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung
für Eltern
Nora Imlau Meine Grenze ist dein Halt - Kindern liebevoll Stopp sagen
Was können Eltern ganz konkret tun, wenn sie sich auf dem Spielplatz fast die Füße abfrieren und ihr Kind allen freundlichen Bitten zum Trotz partout nicht nach Hause will? Wie können sie den Frust ihres wütenden Kindes annehmen und begleiten, ohne dabei die eigenen Grenzen zu überschreiten? Nora Imlau ist eine der wichtigsten Stimmen in der deutschsprachigen Erziehungslandschaft. Für einen der Brennpunkte bedürfnisorientierter Erziehung bietet sie neue, überraschende Lösungen. Sie zeigt, dass Grenzen weder hart noch autoritär sein müssen und dass sie zu wahren nicht automatisch Zwang bedeutet, sondern vor allem wohltuende Klarheit. Und zwar sowohl für die Eltern als auch für ihre Kinder. Autonomiephasen, Stress beim Einkaufen und in der Schule, der gesellschaftliche Druck, wenn Eltern Grenzen so ausdrücken, wie sie es für richtig halten – bei alldem unterstützt die Erziehungsexpertin Mütter und Väter anhand vieler Tipps und Übungen sowie Hintergrundwissen aus Psychologie und Wissenschaft.